Malen mit Tusche und mein Fazit zu Inktober 2023

Jedes Jahr im Oktober startet DIE Kunstchallenge schlechthin: Inktober.

Begonnen als ein persönliches Projekt von Illustrator Jake Parker, hat sich die Challenge dank der sozialen Medien in ein weltweites Phänomen entwickelt. Was genau Inktober ist und wie meine Teilnahme in 2023 aussah, darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Falls dich nur das Fazit interessiert, benutz gern die nachfolgende Navigation, um direkt dorthin zu springen 😉

“Ich habe Inktober 2009 als Herausforderung gegründet, um mein Können mit Tintenzeichnungen zu verbessern und positive Zeichengewohnheiten zu entwickeln. Seitdem hat es sich zu einem weltweiten Projekt entwickelt, bei dem sich jedes Jahr Tausende von Künstlern der Herausforderung stellen.”

Jake Parker

Bei Inktober (zusammengesetzt aus dem englischen “ink” für Tinte / Tusche und Oktober) wird an jedem Tag des Oktobers eine Illustration, Skizze oder ähnliches angefertigt, meistens nach einer sogenannten Promptliste. Auf dieser Liste stehen Wörter, die das Thema für den jeweiligen Tag vorgeben.

Seit seinem Ursprung in 2009 hat Inktober wie viele andere Dinge, die Leute im Internet machen, ein Eigenleben entwickelt. Heute ist es ein globales Phänomen unter Künstlern. Und es gibt zigtausende Themenlisten. Manche bleiben bei dem ursprünglichen Ziel, täglich ein Motiv fertigzustellen. Andere Prompts sind entspannter und die Teilnehmer posten nur jeden zweiten Tag oder sogar nur an Sonntagen.

Du kannst dir Motive aus verschiedenen Listen zusammensuchen, dein eigenes Thema abstecken oder statt Tinte auch völlig andere Medien nutzen. Ob komplette Motive oder nur flotte Skizzen – alles ist erlaubt, solange du Spaß daran hast.

Da ich ein außerordentlicher Muffel bin, was Challenges mit vorgegebenen Themen angeht, entschied ich, für 2023 keiner der unzähligen Promptlisten zu folgen, sondern mein eigenes Ding zu machen. Der Plan war, mir damit mehr Spielraum, was die Motive anging, zu schaffen. Und ich wollte nicht krampfhaft überlegen, wie ich die vorgegebenen Wörter thematisch in die Unterwasserwelt umgesetzt bekomme.

Materialtechnisch musste ich mich allerdings erst einmal ausrüsten. Tinte besaß ich zwar in schwarz und weiß, aber die schwarze ist nicht wasserfest und ich wollte noch einen weiteren Farbton, damit es wenigstens einen klitzekleinen Farbtupfer bei den Inktober-Motiven gab. Deshalb habe ich natürlich als zweite Tinte Blau ausgesucht 😉

Außerdem brauchte ich noch etwas, dass mich motiviert, am Ball zu bleiben und dafür sorgt, dass ich nicht irgendwann in einer losen Blattsammlung ersticke. Zeit also für ein neues Skizzenbuch 😁 Eines, mit dem ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit liebäugelte, aber bisher keinen guten Nutzen für finden konnte: Ein Zig Zag. 18 Seiten mit 300g/m² schweren Aquarellpapier.

Am Anfang dachte ich noch, ob es wirklich dieses Papier brauche, da ich ja nicht mit Aquarell arbeiten wollte. Am Ende bin ich seeehr froh, mich dafür entschieden zu haben. Wenn du schon einmal schwarze Tinte in mehreren Schichten übereinander gemalt hast, dann weißt du, warum 😉

Nachdem die Tinten bei mir angekommen waren, startete ich ein paar erste Versuche in meinem ganz ordinären Testskizzenbuch.

Außerdem habe ich noch eine Geburtstagskarte für eine sehr liebe Bekannte mit ihrem kleinen abenteuerlustigen Gecko gemalt und auch ein spontanes Landschaftsmotiv ist mir noch von der Pinselspitze gehüpft.

Solange die Tinte nass ist, kannst du mit ihr ähnlich wie bei Aquarell arbeiten. Nur schnell solltest du sein, denn sobald sie einmal trocken ist, sitzt sie fest auf dem Papier und lässt sich zu keiner Zusammenarbeit mehr überreden. Wasserfest halt 😁

Daher ist es hier (wie so oft) sehr sinnvoll, langsam zu malen und mit Schichten das Motiv aufzubauen. Eine Arbeitsweise, die ich generell gern anwende und mir daher auch sehr entgegen kommt. Alles in allem kann ich jedenfalls sagen: Ich liebe das Malen mit der Tusche 🥰

Gekämpft habe ich während der Challenge trotzdem. Nicht aufgrund des Materials, das war absolut kein Problem. Es war vielmehr der Druck und ja, alsbald auch ein großes Stück fehlende Motivation. Dazu nachfolgend meine persönliche Zusammenfassung.

Die erste Hälfte des Skizzenbuches war mit nur wenig Zeitverlust abgeschlossen. Und auch wenn es die ein oder andere Hürde zu nehmen galt, war es eine fantastische Reise bis zu Motiv Nr. 16. Ich war hochmotiviert und mit jedem neuen Motiv lernte ich die Tinte immer besser zu händeln.

Einige meiner liebsten Motive sind in den ersten zwei Wochen der Challenge entstanden, darunter “Growth, Shark und Orca”.

Recht gut ging es dann auch weiter mit der zweiten Hälfte… aber bei Motiv Nr. 21 brach ich plötzlich ein. Ich schob noch ein anderes Projekt dazwischen, und plötzlich verlor ich komplett die Motivation für Inktober – für beinahe anderthalb Monate…

Auf der einen Seite war es ein bisschen Langeweile. Für gewöhnlich habe ich sehr viele aktuelle Projekte auf einmal, um meinen doch etwas sprunghaften Geist nicht zu quälen. Denn stunden- oder gar tagelang an ein und demselben Motiv zu arbeiten, ist für mich Folter 😅

Aber vor allem war es ein gedankliches Problem.

Hast du dir schon einmal eine Liste mit Dingen angelegt, die es in einer gewissen Zeitspanne zu erledigen gab? Und hast du dabei dieses Gefühl von Spannung verspürt, das sich während des Niederschreibens in deinem Brustkorb aufbaut? Es ist ein unruhiges und stressiges Gefühl. Eines, welches bei mir völlige Blockade und, ja, geradezu Bockigkeit, auslöst.

Denn sobald Druck und Erwartungshaltung aufeinander treffen, mache ich für gewöhnlich eine Vollbremsung. Versuche ich, diesen Punkt trotzdem zu überschreiten, erwartet mich nur Frustration und am Ende klappt gar nichts.

Es war bereits der 29. Oktober, als ich an diesen Frustpunkt gelangte. An diesem Sonntagmorgen habe ich versucht, meine zu dem Zeitpunkt verbliebenen 12 Motive in einem Plan zu organisieren, der mir garantieren würde, am 05.11. mit Inktober fertig zu sein.

Aber so funktioniert Kreativität nicht. Zumindest nicht bei mir. Und mein nächster Schritt bestätigte mich darin dann auch gleich.

Statt mir wie sonst Gedanken darüber zu machen, was ich malen wollte oder was mich begeistern würde, hatte ich mir ein Motiv ausgesucht, von dem ich wusste, dass es schnell gehen würde.
Schnell. Nicht gut, nicht faszinierend, nicht etwas zum Lernen.
Schnell.
Und es stand noch nicht einmal auf meiner Liste.
Es war 10 Uhr morgens und wenn ich das schnell hinbekäme, wäre noch Zeit für eine zweite Illustration. So mein Gedanke.

Aber schon beim ersten Strich wusste ich, dass mir dieses Motiv nichts bedeuten würde. Und ich bemerkte auch, dass das Zeichnen mir nicht leicht fiel. Das ist der Moment, in dem Dinge aufhören, Spaß zu machen. Es ist schon immer so gewesen.

Aber das hatte dieses Skizzenbuch, dieses Projekt, nicht verdient.

Jedes Motiv verdiente meine volle Aufmerksamkeit, meine Liebe zum Detail und jeder Pinselstrich sollte meine Freude am Malen widerspiegeln. Und es spielte absolut gar keine Rolle, ob ich noch Mitte November mit Inktober beschäftigt gewesen wäre.
Tatsächlich schaffte ich es erst Ende Dezember, das Projekt abzuschließen…
Wenn ich in Zukunft dieses Skizzenbuch aus dem Regal ziehe, dann will ich meine Motive mit Vergnügen betrachten können. Stell dir vor, ich könnte beim durchblättern genau sagen: “Oh, ja, hier, genau an dieser Stelle, habe ich die Lust am Projekt verloren.” 😔

Also habe ich alles wegradiert.
Zeit verstreichen lassen.
Und dann ging es Schritt für Schritt weiter. Keines der letzten Motive hat mich enttäuscht oder frustriert. Sie haben viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als je geplant hatte. Aber letzten Endes bin ich zufrieden. Und stolz, es durchgezogen zu haben.

Zeit oder vielmehr, Zeitdruck, ist Gift für die Kreativität.
Wer schon einmal im Social-Media-Hamsterrad, in der Content-Maschinerie, festgesteckt hat, weiß davon ein Liedchen zu trällern. Gut Ding will halt Weile haben.

Es mag Leute geben, die mit Deadlines super arbeiten können. Deren Kreativität gerade durch diesen Zeitdruck angekurbelt wird. Meiner persönlichen Meinung nach sind das aber eher Ausnahmefälle.


Ich kann es nicht ausschließen. Aber zumindest gegenwärtig kann ich mir nicht vorstellen, es noch einmal in dieser Größenordnung durchzuziehen.

Es gibt allerdings einen Punkt, den ich nicht abstreiten kann: Ich habe unfassbar viel gelernt. Über Tiefenperspektive, Licht und Schatten, Dreidimensionalität. Und das alles in einer sehr kurzen Zeitspanne.

Zeit(druck) ist also nicht nur schlecht 😉

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Hey! Ich bin Saskia,

Mixed-Media-Künstlerin aus Nordhessen. Wenn ich nicht gerade in meinem Studio sitze, findest du mich draußen in den Wäldern, bewaffnet mit Skizzenbuch und Kamera.

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