loose watercolor – ein Experiment, das zum Erfolg führte

Anfang 2023 habe ich ein neues Projekt gestartet: Eine Serie über Korallen und das Leben, das sie beherbergen. Zwischen fünf und neun Motive waren dafür angedacht.
So euphorisch ich auch in das Projekt gestartet bin, so schnell war ich dann auch gefrustet. Irgendwie wollte mir keines der Motive gelingen. Und auch auf eine Stilrichtung konnte ich mich nicht festlegen. Mehr illustrativ? Mehr Landschaftsmalerei? Und überhaupt: Wie male ich eigentlich ein Korallenriff?

Bisher habe ich immer vieles akkurat vorgezeichnet und bin dann ganz brav in Illustrationsmanier losmarschiert, um die Flächen auszumalen. Aber irgendwie hat das oft unendlich viel Zeit gefressen. Weil ich jedes noch so unscheinbare Detail in diese Illustrationen einzeichne. Und mich hinterher wahnsinnig ärgere, weil das Endergebnis dann von dieser Vorzeichnung abweicht. Auch fehlt mir bei dieser Arbeitsweise Raum für freies Arbeiten.

Im April (zwei Monate nach Projektbeginn) war ich auf einem äußerst hohen Frustlevel angekommen. Ich kam mit meiner Serie nicht wie gewünscht voran. Das Vorzeichnen und Verlieren in Details brachte immer nur Bilder zustande, die furchtbar erzwungen aussahen. Da waren weder Bewegung noch spannende Details in den Motiven.

An einem Sonntagnachmittag stolperte ich bei YouTube über ein Video zum Thema loose watercolor. Bei dieser Technik wird sofort mit Farbe und lockeren Pinselstrichen gestartet und auf eine Vorzeichnung verzichtet. Durch das oft ungeplante arbeiten sehen die Motive frisch und locker aus. Das krasse Gegenteil zu dem, was ich ich bisher auf dem Papier zustande brachte…

Also stürzte ich mich todesmutig auf einen kleinen Aquarellblock und begann, völlig spontan Farbe zu verteilen. Und hörte dann auch nicht mehr auf. Da entstanden Formen – einfach nur durch das Verlaufen der Pigmente. Kleine Flecken und Schatten, in denen ich eine Landschaft erkennen konnte. Die habe ich dann weiter ausgearbeitet. Die Schatten vertieft. Details und Fische hinzugefügt. Und dann hatte ich ein Riff. Eines, auf das ich stolz war.

Eine gefühlte halbe Ewigkeit habe ich nach einer Technik gesucht, die Korallenriffe in Aquarell natürlich wirken lässt. Eine Technik, die die Tiefe und Unschärfe der Unterwasserwelt einfängt und trotzdem genug Spielraum für Farbe und Formen lässt.

Diese Kombination aus einem spontanen ersten Farbauftrag und einer Methode, die Negativtechnik genannt wird, ist für mich heute das Erfolgsrezept. Vielleicht nicht ganz „loose watercolor“ im klassischen Sinn. Aber äußerst zufriedenstellend.

Aquarellfarben können Großartiges vollbringen. Wir dürfen nur nicht versuchen, sie allzu sehr kontrollieren zu wollen. Die Schönheit liegt in diesen ersten, völlig freien Momenten, in denen die Farbe auf das Papier kommt und sich die Pigmente völlig unkontrolliert verbreiten.

Und ich bin ehrlich: Ich hielt das Ganze erstmal für einen nicht wiederholbaren Zufall. Glücklicherweise habe ich es trotzdem nochmals versucht. Dieses unkontrollierte Arbeiten, das Loslassen, war im ersten Moment beängstigend. Was, wenn ich dabei haufenweise Papier ruiniere oder meine Farben verschwende? Ja, was dann?

Ganz oft zerdenken wir ein Projekt, noch bevor wir es überhaupt richtig begonnen haben. Diese ganzen Wenns und Abers sind jedoch in den meisten Fällen nichts als Hirngespinste. So war es auch bei mir. Ich habe bisher kein Papier ruiniert. Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn ich ein spontanes Riff male, kommt am Ende auch etwas bei herum, dass mir gefällt.

Dieses ganze Vorplanen und die detaillierten Zeichnungen – das hat mich bis dato vom Malen abgehalten. Weil ich durch die Zeichnung bereits so eingeengt war, dass ich gar nicht mehr genug Platz zum Experimentieren hatte.

So ein Korallenriff malt sich quasi von allein. Die Flecken und Formen, die beim ersten Farbauftrag entstehen, weisen den Weg. Es ist ein bisschen so wie bei dieser Farbklecksmalerei, wo du einfach nur einen Farbklecks malst und daraus dann bspw. ein Gesicht oder ein Tier wird. Wenn du keinen Schimmer davon hast, wovon ich eigentlich rede – hier ist ein toller Blogeintrag dazu von Mutmalerin Katrin Uffelmann.

Diese Art des Malens erfordert vor allem eins: Spontanität. Und das bedeutet, ich starte, ohne vorher zu wissen, wie mein Riff am Ende aussieht. Ich habe (meistens) kein Referenzbild, oft nicht einmal eine Idee. Ich mache nichts anderes, als Farbe auf das Papier zu werfen und dann die entstehenden Formen weiter zu “modellieren”. Wohin die Reise geht, weiß ich erst sobald die Basisformen entstanden sind. Dann breitet sich die Landschaft vor mir aus und ich kann alles ins rechte Licht rücken. Die Details und Schatten hinzufügen. Es ist jedes Mal eine Überraschung.

Wie so ein spontanes Korallenriff entsteht, habe ich in einem kurzen Video auf YouTube schon einmal gezeigt:

Ich bin ja ein großer Fan von Mixed Media. Und nachdem ich vor ein paar Wochen Gouache als neues Medium für mich entdeckt hatte, wollte ich wissen, ob Gouache und Aquarell sich gut miteinander ergänzen würden. Mein Fazit: Ja, tun sie 😃

Diese Kombination des loose-watercolor-Looks im Hintergrund mit der detaillierten Gouache-Illustration im Vordergrund gefällt mir richtig gut.


Mittlerweile habe ich drei Bilder zu meiner Serie in Arbeit. Eines in Acryl und zwei in Aquarell bzw. Aquarell-Gouache-Kombination.

Im nächsten Beitrag zu diesem Thema zeige ich dir den weiteren Entwicklungsprozess dazu. Falls dich der jeweils aktuelle Stand vor Veröffentlichung auf dem Blog interessiert, melde dich gern für meinen Newsletter an – da gibt es die Entwicklung schon vorher zu sehen 😉


Vor kurzem habe ich den folgenden Satz gehört:
Du denkst zu viel nach – male schneller, lass den Pinsel niemals anhalten, lass die Farben fließen.”
Ich glaube, das ist mein Leitsatz für diese Bilderserie.

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Hey! Ich bin Saskia,

Mixed-Media-Künstlerin aus Nordhessen. Wenn ich nicht gerade in meinem Studio sitze, findest du mich draußen in den Wäldern, bewaffnet mit Skizzenbuch und Kamera.

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