Warum ich Skizzenbücher liebe!

Oftmals findest du im Internet die Frage, ob ein Skizzenbuch “wichtig” wäre. Die Antwort ist kurz und knapp: Kommt drauf an.

Auf dich, deine persönlichen Vorlieben und was DU auf deiner kreativen Reise als “wichtig” erachtest. Im Prinzip kann dir nur jeder Kreativschaffende seine/ihre persönliche Meinung dazu erörtern und du musst für dich herausfinden, ob du dich davon angesprochen fühlst oder nicht.

Hier ist meine persönliche Meinung zum Thema Skizzenbuch.

Hier ist ein gar nicht so geheimes Geheimnis: Ich liebe Experimente! 💙

Dafür nutze ich meine Skizzenbücher hauptsächlich. Die meisten von ihnen sind dem Studium von Komposition, Formen und Farben gewidmet. Wiederum andere nutze ich als “kreative Beschäftigungsmaßnahme”. Das sind die Skizzenbücher, in die ich meine Morningsketche und Aufwärmübungen hinein pinsele oder in denen ich einfach nur Spaß haben will. Ohne etwas lernen zu wollen, sondern einfach nur gelebte Kreativität.

Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, einem Skizzenbuch einen anderen Sinn zu verleihen und bspw. ein Poesiealbum daraus zu machen.

Ich behandele meine Studien tatsächlich so, als ob ich ein “richtiges” Werk vor mir hätte. Ich erwarte nicht, dass es bombastisch wird, gebe mir aber trotzdem Mühe, mein Können zu vertiefen. Das ist der Sinn von Studien – dein Material kennen zu lernen. Wie deine Farben sich verhalten, wie das Papier reagiert und wie viel oder wenig Wasser dein Pinsel halten kann.

Auch unterschiedliche Herangehensweisen oder Stile teste ich gern aus. Mal mehr abstrakt, mal fein ausgearbeitet mit vielen Details – kurz gesagt: Alles, wonach mir der Sinn steht, kommt in meine Skizzenbücher.

Viele Kreative denken, sie müssten ein Bild nach dem anderen fertigstellen, um besser zu werden. Meiner Meinung nach ist das nicht der beste Weg.

Wenn Farbübergänge dir Schwierigkeiten bereiten – dann übe Farbübergänge.
Wenn du dir unsicher bist, was Tiefenperspektive angeht – übe Perspektive.
Und so weiter und so fort.

Es macht keinen Sinn, ein Werk zu beginnen, in dem mein “Problemchen” nur einen Teil des Gesamtpakets ausmacht. In dem es noch so viele andere Dinge zu beachten gibt, wie Licht und Schatten, Farbharmonie etc. pp.

Außerdem möchte ich lernen, wie Formen vereinfacht werden können. Das Geheimnis von “detaillierten” Kunstwerken ist nämlich eben nicht die Höhe des Detailgrades. Sondern die Fähigkeit des Kunstschaffenden, den Anschein von Details zu erwecken. Und das funktioniert im Großen und Ganzen über die Kontrolle von Licht und Schatten.

Das alles übe ich in meinen Skizzenbüchern. Wenn du lieber auf Blöcken oder einzelnen Seiten arbeitest, ist das natürlich auch in Ordnung. Aber ich mag lose Blattsammlungen nicht. Die Bücher bieten mir den Vorteil der Ordnung, wenn du so willst.

Ganz wichtig ist bei allem: Keine Angst vor “hässlichen” Seiten!

Der Witz an der Sache ist: Ich hatte bis Ende 2022 eine regelrechte Phobie vor Skizzenbüchern. Vor allem vor denen, deren Papier sich nicht herauslösen lässt… 😬

Stell dir vor, ich hätte eine Illustration vermurkst!
Stell dir vor, jemand könnte das jemals zu Gesicht bekommen!
Stell dir vor, ich wollte ein fancy Skizzenbuchtour-Video machen und da wären Seiten, die ich überblättern müsste! 😱

Wir haben so viel Angst vor der Bewertung durch andere, dass sie uns oft geradezu lähmt. Aus völlig nichtigen Gründen. Ich meine, wer zur Hölle sollte mein Skizzenbuch zu sehen bekommen, wenn ich es demjenigen nicht gerade um die Ohren haue? Was ziemlich aufdringlich wäre, wenn du mich fragst…

Zu diesem Thema findest du auf dem Blog einen ausführlichen Artikel.

Anfang 2023 hatte ich mir dann das Ziel gesetzt, besser zu werden. Und bin schnell an den bereits weiter oben beschriebenen Punkt gekommen: In einem größeren Motiv gibt es viel zu viel zu beachten, um spezifisch lernen zu können.

Also habe ich mir ein Skizzenbuch aus meinem vorhandenen Stapel genommen und es kurzerhand dem experimentieren gewidmet. Das war – gelinde gesagt – schwer. Und die erste Seite war auch nicht hübsch. Aber soll ich dir was sagen? Nachdem ich mit dieser Seite fertig war, ist nichts dramatisches passiert. Absolut. Gar. Nichts.

Meine Pinsel haben sich nicht in Luft aufgelöst. Vor der Fensterscheibe stand keine aufgebrachte Meute und hat mit dem Finger auf mich gezeigt. Und mein Skizzenbuch ist nicht in Flammen aufgegangen.

Ich übertreibe hier mal bewusst etwas, aber ich denke, der Kern der Aussage ist klar.

In den darauffolgenden Tagen war es weiterhin seltsam, bewusst planlos Farbe auf den Seiten zu verteilen. Aber ich wurde auch immer lockerer dabei.
Selbstbewusster.
Heute male ich ohne nachzudenken in meine Skizzenbücher. Und ich habe festgestellt, dass meine spontanen Arbeiten mir weitaus besser gefallen als die vorgeplanten.

Diese Spontanität ist mittlerweile auch Grundstein für meine „richtigen“ Werke geworden. Eine Technik, die ich beim „spielen“ gefunden habe – wer hätte das gedacht?

Und deshalb ist es wichtig zu lernen, dass unsere Skizzenbücher Spielwiesen sind. Hier dürfen Fehler entstehen. Denn nur beim Korrigieren dieser Fehler lernen wir. Du glaubst gar nicht, wie viele Techniken ich durch bloßen Zufall entdeckt habe. Nur weil ich einen Fehler gemacht habe und diesen korrigieren wollte.

Perfektionismus bedeutet Stillstand. Entweder in Form von Lähmung (ich fange gar nicht erst an, weil es könnte ja sch***e werden) oder dem wortwörtlichen Stillstand (wenn ich “perfekt” bin, kann ich nichts mehr lernen).

Lernen sieht oftmals nicht sonderlich schick aus. Und gerade im Internet, wo wir oft das Gefühl bekommen, alles, aber auch wirklich ALLES zeigen zu müssen, kann es schwer und frustrierend sein, gegen diese Flut von schicken “Sketchbook-Tour” Beiträgen anzutreten.

Reise-Aquarellheftchen, durchgestylt bis zum i-Punkt in der Handschrift.
Botanische Studien, jede Seite angelegt wie aus einer Enzyklopädie entsprungen.
Und dann ein extra “Ugly-Sketchbook”, in dem ich dann herumschmieren “darf.”

Social Media ist richtig gut darin, den Fokus auf den Schein statt auf das Sein zu legen. Niemand zeigt gern seine verhunzten Studien. Oder die versaute Seite, die mal eine Landschaft werden sollte und nun ein Loblied an die abstrakte Malerei ist.

Dabei sollten wir genau das tun! Um uns gegenseitig zu motivieren und den Rücken zu stärken. Aber auch, um unsere eigene Lernkurve zu bejubeln.

Wie anfangs schon erläutert, habe ich Skizzenbücher, in denen ich mich einfach nur kreativ austoben möchte. Alles darf, nichts muss.

Bunte Tiere, abstrakte Hintergründe, intuitives Gekritzel – ich baue auf diese Weise gern Stress ab oder wärme mich morgens damit für einen langen Tag im Studio auf. Und je mehr Materialien ich hier auf einmal verwende, umso glücklicher bin ich am Ende. Solche Spiel- und Spaßseiten folgen keinen Regeln. Kopf aus und Farbe aufs Papier.

Und das sind übrigens auch die, die am meisten Spaß machen 😉


Brauchst du also ein Skizzenbuch? Ist es wichtig?

Die Antwort ist immer noch: Kommt drauf an. Es gibt jedenfalls eine Menge Dinge, denen du in deinem Skizzenbuch auf den Zahn fühlen kannst 🙂

Und noch ein kleiner Gedankenanstoß zum Ende:
Oftmals haben wir einfach Angst, etwas Neues auszuprobieren oder von bisher gewohnten Vorgehensweisen abzuweichen. Erstmal logisch, sind es doch wahrscheinlich genau diese Vorgehensweisen, bei denen wir Sicherheit empfinden. Und von denen wir wissen, dass unser Werk aller Voraussicht nach gelingen wird. Aber was wäre, wenn du dir und deinem Fortschritt damit eventuell selbst im Weg stehen würdest?

Wiederholung ist der Schlüssel zum Erfolg. In dem du wiederholst, machst du deinen eigenen Fortschritt für dich sichtbar. Wie so oft gilt aber auch hier: Mach kleine Schritte. Wie beim Training für einen Marathon. Statt mit den vollen 42 Kilometern, starte erstmal mit fünf. Oder zwei. Oder damit, dir deine Laufschuhe anzuziehen 😉

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Hey! Ich bin Saskia,

Mixed-Media-Künstlerin aus Nordhessen. Wenn ich nicht gerade in meinem Studio sitze, findest du mich draußen in den Wäldern, bewaffnet mit Skizzenbuch und Kamera.

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